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Helmut Barbe (*1927)
Deutsche Volkslieder in Sätzen für gemischten Chor:
Das Wandern ist des Müllers Lust · An der Saale hellem Strande Es klappert die Mühle am rauschenden Bach · Mit Lust tät ich ausreiten Wohl heute noch und morgen · Bald gras ich am Neckar · Es saß ein schneeweiß Vögelein Maienzeit bannet Leid · Es fiel ein Reif · In einem kühlen Grunde · Es wollt ein Jägerlein jagen Gesegn dich Laub, gesegn dich Gras · O Tannenbaum · Schwesterlein, wann gehn wir Sterben ist ein harte Buß · Ich weiß nicht, was soll es bedeuten · Ich komme schon durch manches Leid Es fuhr ein Bauer · Das Lieben bringt groß Freud · Ach Elslein, liebes Elslein Wenn der Pott aber nu een Loch hat · Mein Mädel hat ein Rosenmund · Es geht ein dunkle Wolk herein Wenn die Bettelleute tanzen · Im Maien die Vögelein singen · Kein schöner Land in dieser Zeit Verstohlen geht der Mond auf · Ich hab die Nacht geträumet · Wohlan, die Zeit ist kommen
Berliner Vokalensemble, Bernd Stegmann
Musicaphon M36816
Der professionelle Komponist ist natürlich jeder Art von Melodik gewachsen, und der Laie, ob er nun die kunstvollen Sätze selbst musiziert oder sie vorgetragen hört, ist ihm dankbar. Helmut Barbe nun kommt aus der kontrapunktischen Tradition der protestantischen Kirchenmusik, und das merkt man seinen Sätzen an. Er war vor dem Abitur (1946) zehn Jahre lang Mitglied der Torgauer Johann Walter-Kantorei, die nach dem musikalischen Berater Luthers benannt ist. Barbe studierte dann in Berlin an der Kirchenmusikschule Spandau, unter anderem bei dem Meister der Chormusik Ernst Pepping, und legte 1952 die A-Prüfung ab. Im gleichen Jahr wurde er Kantor an St. Nikolai in Spandau, wo er eine leistungsfähige Kantorei aufbaute. 1955 wurde er Dozent an der Spandauer Kirchenmusikschule, 1975 Professor an der Hochschule der Künste in Berlin, 1977 gründete er den Kammerchor Helmut Barbe. Barbes Affinität zu kunstvoller Chormusik liegt zutage. Seine Sätze deutscher Volkslieder setzen einen gut geschulten Chor voraus. Die von Barbe bearbeiteten Lieder stammen aus der Zeit vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Der mehr lineare Charakter der älteren Melodien und der mehr harmonische der neueren prägt jeweils die Chorsätze bis zu einem gewissen Grad. Das gilt auch für die tonale Grundhaltung der Melodien. Was den Sätzen Barbes ihren eigenen, hohen Reiz verleiht, ist der Einfallsreichtum an Nuancen, den er innerhalb des selbstgesteckten Rahmens entfaltet. Oft genug ist es auch das Spannungsverhältnis zwischen den Einzelheiten und der traditionellen Grundhaltung, die den Reiz ausmacht. Der Satz ist aufgelockert auch da, wo die schlichte Melodie eher Kompaktes nahelegt. Die Melodie wandert von Stimme zu Stimme. Nicht selten singen einzelne Stimmen nicht den Volksliedtext, sondern „sinnlose“ Silben, so dass eine Art „instrumentaler“ Begleitung entsteht, die auch humoristische Züge annehmen kann. Der verfeinerte, aparte Zusammenklang entspringt oft aus Finessen der Stimmführung. Dieser Klangreiz auf der einen Seite, auf der anderen eine rhythmische Lebendigkeit, etwa durch Varianten, die plötzlich das Metrum ausser Kraft setzen, ferner die abwechslungsreiche Verflechtung der Stimmen insgesamt dienen dazu, die Vorstellungswelt der Lieder atmosphärisch zu verdichten, ob es nun um süße oder bittere Gefühle, heitere oder ernste Begebenheiten geht. So oft alle diese Lieder mehrstimmig gesetzt worden sind: In Barbes Bearbeitungen findet man immer wieder neue Aspekte. (Dieter Krickeberg)