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Verschlungene
Pfade
Sämtliche Oboensonaten von Georg Friedrich Händel und
Johann Sigismund Weiss
Concert Royal
Köln
Musicaphon M36889
Teilweise Ersteinspielung
Warum wohl sollte es in der Musikgeschichte gerechter zugehen
als anderswo? Auch hier ist die Wand, die zwischen Weltruhm und unbekanntem
Verdämmern liegt, eine sehr dünne und außerdem ziemlich willkürlich gezogene.
Aber unüberwindlich hoch kann sie sein. Zufälle, kleine Wechselfälle des Lebens
können über Erfolg oder Misserfolg bei der Nachwelt entscheiden. Die
Komponisten, deren Werke wir auf dieser Einspielung finden, sind das beste
Beispiel dafür. Zum einen Georg Friedrich Händel, der weltgewandte, weithin
berühmte Komponist und Kapellmeister Seiner Majestät, des Königs von England
und Direktor der Royal Academy of Music, über den noch etwas zu sagen Eulen
nach Athen tragen hieße, und andererseits Johann Sigismund Weiss. Wer?
Zu Weiss fällt einem eigentlich nur Sylvius Leopold ein, der
berühmte Lautenist am Dresdner Hof, mit Bach bekannt – das war der ältere
Bruder unseres Weiss. Auch er Musiker von Beruf, und, wie seine Werke
ausweisen, ein seinem Bruder, aber auch Händel durchaus ebenbürtiger – aber
berühmt wurde er nicht. Um 1690 wurde er in Breslau geboren, und er starb 1737
in Mannheim. Über sein Leben und Wirken wissen wir kaum etwas. Von 1708 bis
1718 war er kurpfälzischer Lautenist der Hofkapelle in Düsseldorf, danach – bis
1723 – bekleidete er denselben Posten in Mannheim Dort stieg er dann zum Musikdirektor
des Hofes auf. Aber seine Wege sollten sich mit denen Händels kreuzen.
Es wäre interessant, die Werke im Blindflug zu testen.
Schließen Sie die Augen und entscheiden Sie jeweils: Händel oder Weiss? Wer
weiß...