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Georg
Friedrich Händel
Giove in Argo
Pasticcio mit Einlagen von Francesco Araja
Rekonstruktion von Steffen Voss und Thomas Synofzik
Pasticcio mit Einlagen von Francesco Araja
Rekonstruktion von Steffen Voss und Thomas Synofzik
Aspelmeier, Tjalve, Nelles, Haller, Auerbach, Spogis
Kammerchor Würzburg
Concert Royal Köln
Sylvie Kraus, Matthias Becker
Kammerchor Würzburg
Concert Royal Köln
Sylvie Kraus, Matthias Becker
Musicaphon M56891 (SACD hybrid)
Ersteinspielung
Ein Pasticcio (italienisch:
Pastete) ist eine Oper, in der Arien
aus älteren Stücken zu einem neuen Ganzen
zusammengestellt werden. Diese uns heute befremdlich anmutende Praxis war im 18. Jahrhundert gang und gäbe. Man nahm einfach den Text einer älteren Oper und fügte an die Stelle der
originalen
Arien solche Stücke ein, die für die aktuelle Sängerbesetzung am besten passten
und durch die der größtmögliche Publikumserfolg erzielt werden konnte.
Das Pasticcio "Giove in Argo" nimmt eine ganz
besondere Stellung ein, das es von allen anderen musikdramatischen Werken Händels
unterscheidet: Es ist seine einzige italienische Oper, in
der nur tiefe Männerstimmen mitwirken, also keine Kastraten-
oder Hosenrollen vorkommen, und es ist die Oper mit den meisten und
umfangreichsten Chorsätzen. Es ist nicht nur ein bewusst kurzes Stück; mit den
zum Teil ausgedehnten und virtuosen Chören, teils mit prächtigen Partien für die
beiden Hörner, wollte Händel vermutlich auch an den Erfolg seiner ersten
englischen Oratorien anknüpfen.
Das Libretto stammt von dem venezianischen Dichter Antonio Maria
Lucchini, der es für eine Vertonung durch Antonio Lotti in Dresden 1717 verfasste. Händel wird
Lottis Oper auf seinem Besuch in Dresden 1719 gehört haben.
Was Giove in Argo weiterhin von den
übrigen Händel-Pasticci unterscheidet, ist die Tatsache, dass er neben der
Unterlegung von älteren Stücken aus Opern einige Texte auch neu komponierte. Ein
weiterer musikalischer Reiz liegt in den beiden großen Arien der Isis im zweiten
und dritten Akt: diese
stammen nämlich nicht von Händel, sondern sind der oben beschriebenen
Pasticcio-Praxis entsprechend einer Oper des späteren russischen
Hofkapellmeister Francesco Araja entnommen.
Die Musik des Giove in Argo kann mit Hilfe
des erhaltenen Librettos aus den bekannten Opern
Händels ergänzt werden, aus denen die einzelnen übernommenen Arien stammen.