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Wiener Serenaden
Sonaten und
Variationen von Anton Diabelli, Mauro Giuliani und Caspar Joseph Mertz
Maximilian
Mangold, Gitarre
Kristian Nyquist, Fortepiano
Kristian Nyquist, Fortepiano
Musicaphon M 56900
Anfang des
19. Jahrhunderts erlebte die Gitarre in einigen europäischen Metropolen,
besonders in Wien, Paris und London eine wahre Blütezeit. Zahlreiche
Gitarrenvirtuosen entfachten eine Begeisterungswelle für die Gitarre,
unternahmen ausgedehnte Konzertreisen durch Europa und waren zugleich äußerst
produktive Komponisten. Die Gitarre, lange Zeit unbeachtet und im Gegensatz zur
Laute ohne Tradition in der Kunstmusik, fand Einzug in das Konzertleben und
wurde zu einem Modeinstrument.
Die hier
eingespielten Komponisten sind zwar nicht gebürtige Wiener, verbrachten jedoch
große Teile ihres Lebens in der Habsburgermetropole und feierten dort ihre
größten Erfolge. Gerade in Wien besaß die Gitarre eine erstaunliche
Popularität. Neben Diabelli, Giuliani und Mertz wirkten hier zeitweise auch
Simon Molitor, Leonhard von Call, Wenzeslav Matiegka, Ivan Padovec und viele
andere.
Für die
vorliegende Aufnahme wurde die detailgenaue Rekonstruktion einer sechssaitigen
Gitarre nach Johann Anton Stauffer, Wien um 1840, von Bernhard Kresse, Köln,
2003 verwendet. Der Unterschied zur modernen Konzertgitarre liegt im
Wesentlichen in der Bauart. Das Instrument ist kleiner und viel leichter
gebaut, hat eine kürzere Mensur und eine geringere Halsbreite. Die
Saitenspannung ist aufgrund geringerer Saitenlänge und des tieferen Kammertons
(430 Hertz) niedriger. Die Saitenstimmung entspricht der heutigen.
Bei
dem hier erklingenden Fortepiano handelt es sich um den Nachbau eines Flügels
der damals europaweit berühmten Wiener
Klavierbaumeisterin Nannette Streicher aus dem Jahre 1814. Von ihr gingen die
innovativsten Veränderungen im Klavierbau aus, so z. B. im vorliegenden Fall
die in die Zukunft weisende Rastenbauweise (Verstrebungen innerhalb des Korpus)
und die in Schichten aufgebauten Korpuswände. Konventionell ist die sogenannte
„Wiener Mechanik“, einer Prellzungenmechanik, die ihr Vater Johann Andreas
Stein entwickelt hatte und seinerzeit von Mozart hochgelobt worden war. Der
Tastenumfang beträgt sechs Oktaven von FF bis f’’’’, drei Pedale dienen der
Klangmodifizerung (Verschiebung, Moderator und Dämpferaufhebung). Das Instrument stammt aus der Werkstatt von
Michael Walker, Heidelberg, 2002.