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Paul Juon (1872-1940)
Kammermusik mit Viola:
Sonate D-Dur op. 15
Sonate D-Dur op. 82a
Romanze op. 7
Trio-Miniaturen op. 18
Roswitha Killian, Viola
Fumiko Shiraga, Klavier
Rupert Wachter, Klarinette
Fumiko Shiraga, Klavier
Rupert Wachter, Klarinette
Musicaphon M56956
Paul Juon ist in vieler Hinsicht ein 'Grenzgänger‘. Nicht nur
geographisch und kulturell zwischen Ost und West, sondern er lebte in einer
Zeit, in der die Welt politisch im Umbruch war, aber auch musikalisch –
zwischen Romantik und Moderne. Er wurde 1872 in Moskau als Enkel eines aus dem
Schweizer Kanton Graubün-den ausgewanderten Zuckerbäckers geboren. Nach Studien
in Berlin bei Woldemar Bargiel und einem einjährigen Aufenthalt als
Violinlehrer in Baku berief ihn Joseph Joachim an die Universität der Künste in
Berlin. Als Professor für Komposition und Kammermusik entfaltete der bedeutende
Komponist, Theoretiker, Bearbeiter und Musikpädagoge eine rund 30 Jahre
dauernde, reiche Lehrtätigkeit und unterrichtete eine grosse, auffallend
internationale Schülerschar, unter ihnen z. B. Philipp Jarnach, Heinrich
Kaminski, Nikos Skalkottas, Pantscho Wladigeroff oder Stefan Wolpe. Der
wichtigste war wohl Hans Chemin-Petit, zu dem sich eine enge Freundschaft
entwickelte. In einem regen Briefwechsel tauschten die beiden kompositorische
Fragen aus. Aus diesem geht auch hervor, dass Juon von seinen
Kompositionsstudenten forderte, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen.
1934 emigrierte er infolge der politischen Entwicklung im
damaligen Nazi-Deutschland, aber auch aus Gesundheitsgründen in die Schweiz und
verbrachte seine letzten Jahre in Vevey am Genfersee. Er starb in Vevey 1940
und hinterliess ein Werk, das beinahe alle Gattungen umfasst, mit einem
Schwerpunkt auf der Kammermusik.
Vielleicht ist es Claus-Christian Schuster, dem ersten
Pianisten des Wiener Altenberg-Trios, am besten gelungen, Juons Musik zu
fassen, wenn er schreibt: „...Über sein Werk fällt wie über sein Leben der
Schatten der Unbehaustheit: kein Schweizer, kein Russe, kein Deutscher; kein
Romantiker, kein Neutöner, kein Folklorist - aber doch ein klein wenig von all
dem, und jenseits davon noch eine auf gewinnende Weise aufrichtige und
menschlich beeindruckende Persönlichkeit...“