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Richard
Wagner: Der Ring des Nibelungen
für
zwei Klaviere arrangiert von Hermann Behn
Cord
Garben, Thomas Hoppe, Justus Zeyen, Klavier
Musicaphon
M56988
Der
Hamburger Komponist Hermann Behn (1859-1927) trug, wie zahlreiche
andere Komponisten jener Zeit, das schwere Los der Wagner-Nachfolge.
Nachdem er um 1883 die kompositorische Tätigkeit weitgehend
einstellte, entwickelte er seine andere große Begabung, das
Übertragen der kompositorischen Strukturen und des musikalischen
Gehalts sinfonischer Werke anderer Komponisten auf zwei Pianisten an
zwei Klavieren. Hier hat er Neuland betreten, genau zu einer Zeit,
als der Zirkus der exzessiv virtuosen Opernrhapsodien der
Übervirtuosen kollabierte. Hermann Behn ist es nun durch die
Verwendung zweier Instrumente und die Entwicklung eines völlig neuen
Klangarrangements gelungen, die Grenzen des Instruments Klavier zu
überwinden. Verlief seine Bearbeitung der 2. Sinfonie Gustav Mahlers
für 2 Instrumente noch mehr oder weniger traditionell, so begann mit
der Zuwendung zu Richard Wagner eine völlig neue Dimension der
Darstellung von sinfonischer Musik auf dem Instrument Klavier.
Im
Jahr 1914 begann das wohl umfangreichste Projekt, welches je im
Bereich der Transkriptionen für Klavier durchgeführt wurde,
die „50 sinfonischen Sätze aus Richard Wagners Meisterdramen“.
Behn fand bereits in der Bearbeitung der ersten Fragmente des „Ring
des Nibelungen“ seinen so typischen sinfonischen Klang. Dazu setzte
er geschickt die Verdopplungen von Akkordfolgen und geradezu
aberwitzig weite Griffe der linken Hand ein, die nur in „gebrochener“
Spielweise überhaupt darstellbar sind. Auf diese Weise kommt es
zwangsläufig auch zu durchaus gewollten Ungenauigkeiten in der
Übereinstimmung zwischen beiden Spielern, die – bei ausreichendem
Pedalgebrauch – zu einem bis dahin ungehörten Klangreichtum
führen.
Voraussetzung
für das Gelingen ist dabei, das hier und da recht üppige Rankenwerk
beider Instrumente mit ihren kaum greifbaren Riesenakkorden dynamisch
den Hauptstimmen und Motiven derart unterzuordnen, dass – anders
als vom Interpreten gewöhnlich angestrebt – eben nicht mehr alle
Details herauszuhören sind, aber dennoch wahrgenommen werden – ,
ein rein spieltechnisch nicht gerade geringer Anspruch. In Gustav
Mahlers Hamburger Umfeld waren der sehr gut Klavier spielende junge
Bruno Walter, Mahlers Korrepetitor am Hamburger Stadttheater, und
andere Leidensgenossen beim gemeinsamen Spiel oft ungehalten über
die zahlreichen „Unspielbarkeiten“ in Behns Bearbeitungen.
Für
die vorliegende Aufnahme musste aus den umfangreichen „Fragmenten“,
wie Behn die szenischen Auszüge nannte, nochmals eine geeignete
Auswahl getroffen werden, die allen Hörern – Liebhabern wie
Kennern – den Zugang zu dieser großartigen Musik ermöglicht.