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Revolution am Klavier
Klavierwerke von Frédéric Chopin und Louis Moreau
Gottschalk
Chopin: Nocturnes b-Moll, Des-Dur und cis-Moll, Ballade Nr. 3 As-Dur
Gottschalk: La Savane, Le Bananier, Le Banjo, Souvenir de Porto Rico, Les Yeux Créoles, Souvenir de Havane
Jimin
Oh-Havenith, Klavier
Musicaphon
M56966
Chopin für sich entdeckt zu haben – das klingt nach nichts
Ungewöhnlichem. Ungewöhnlicher hingegen ist es, Louis-Moreau Gottschalk zu
entdecken, er ist den meisten unbekannt und hat eine ganz besondere Art von
Musik geschrieben. Beim Lesen von Chopins Biographie und Gottschalks Tagebuch
war ich überrascht von der tatsächlichen Verbindung zwischen den beiden, die,
wenn man nur ihre Musik kennt, kaum vorstellbar ist. Ihre Lebensgeschichten
sind zugleich voller Gegensätze und Parallelen. Aus diesem Grund habe ich diese
Komponisten in einem Programm aufgenommen.
Chopin schrieb revolutionäre Musik, die ihre Wurzeln in der
polnischen Volksmusik hatte. Und das in einer Zeit, in der Europa noch
Beethoven nachfieberte. Revolutionär war auch Gottschalk, der in eine Musikwelt
eindrang, die verschmäht war, die Musik der Sklaven, geprägt von kreolischen
und afrikanisch-karibischen Rhythmen. Zwei auf sehr verschiedene Weise mutige
Menschen, und beide schrieben „Musik für Pianisten.“
Die Lebensumstände in Europa zu Chopins Zeiten waren hart,
düster und gefährlich. Politische Unruhen, bittere Armut, mangelnde Hygiene und
eine dürftige medizinische Versorgung prägten den Alltag. In Amerika reiste der
„Paradiesvogel“ Gottschalk durch Gebiete, die von Bürgerkrieg und
Raubüberfällen gezeichnet waren – und all das nicht als „Revolverheld“, sondern
als Musiker.
Wie war es ihnen möglich, den Alltag und ihr Genie zu
vereinbaren? Was für eine Kraft hatten sie in ihrer kurzen Lebensspanne? Alt
wurden sie nicht. Chopin verließ die Welt mit 39 Jahren, Gottschalk mit 40,
beide in der Fremde. Zwei sehr konträre Komponisten, die uns diese schöne Musik
hinterlassen haben. (Oh-Havenith)