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Johann
Sebastian Bachs Wegbereiter
Musik
für Violine solo
Thomas Baltzar: Präludium G-dur
Johann Paul Westhoff: Suite A-dur
Heinrich Ignaz Franz Biber: Passacaglia g-moll
Johann Sebastian Bach: Partita Nr. 2 d-moll
Thomas Baltzar: Präludium G-dur
Johann Paul Westhoff: Suite A-dur
Heinrich Ignaz Franz Biber: Passacaglia g-moll
Johann Sebastian Bach: Partita Nr. 2 d-moll
Annegret
Siedel, Barockvioline
Musicaphon
M56984
Johann
Sebastian Bachs Chaconne, der letzte Satz der Partita Nr. 2 in
d-Moll, gilt als das überwältigendste Kunstwerk, das je für
Violine geschrieben wurde. An Reichtum der Empfindung dürfte es
seinesgleichen suchen. Das hier entfaltete virtuose polyphone Spiel
auf „nur“ vier Saiten, auf der Violine, die vor allem als
Melodieinstrument angesehen wird, lässt nach der Geschichte dieses
Phänomens fragen, nach der Entwicklung und den Zeugnissen für
mehrstimmiges Violinspiel zwischen 1670 und 1720. In diesen Zeitraum
gehören die Passacaglia von Heinrich Ignaz Franz Biber – der erste
ausgedehnte Variationssatz, der uns überliefert ist – und die
Suite in A-Dur Johann Paul Westhoffs, die erste gedruckte zyklische
Komposition für Violine solo.
Bachs
Chaconne stammt aus der sorgfältigen Handschrift, mit der Bach je
drei Sonaten und drei Partiten zusammenfügte: „Sei Solo. a Violino
senza Basso accompagnato“. Voraussetzung für die Komposition
dieser Werke ist eine profunde geigerische Erfahrung. Natürlich
fragt man sich, woher Johann Sebastian Bach sein Rüstzeug bezog und
schaut in erster Linie auf seine Familie. Musikalische Bildung wurde
ihm zuerst durch seinen Vater zuteil, dem Leiter der Eisenacher
Stadtpfeifer, der auch Hofmusiker und zudem ein angesehener Geiger
war. Nach dessen Tod nahm den gerade erst Zehnjährigen der ältere
Bruder Johann Christoph (1671-1721), Organist an der St.
Michaeliskirche in Ohrdruff, auf, um ihn weiter zu unterrichten. Im
nahen Eisenach war der Onkel Johann Christoph Bach (1642-1703)
Organist an der Georgenkirche. Als der fünfzehnjährige Johann
Sebastian für zwei Jahre in Lüneburg die Michaelisschule besuchte,
hatte er mit ziemlicher Sicherheit Kontakt nach Hamburg, Lübeck und
Celle und ihrem Musikleben. In diesen Städten wirkten über
Generationen Musiker in der zunftmäßig organisierten Ratsmusik, die
hervorragend Violine spielten, so in Hamburg aufeinanderfolgend
William Brade, Johann Schop, Samuel Peter Sidon (Sydow), Dietrich
Becker und Nicolaus Adam Strungk. Virtuoses Geigenspiel war im Norden
Deutschlands zuhause.